Spendenbrief 2019

liebe Unterstützer und Unterstützerinnen des Pidecafé-Projekts!

Vielen Dank für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit und Ihre Spende, die es uns ermöglichten, die im Spendenbrief 2018 genannten Vorhaben in Peru zu verwirklichen.

Überblick 2019

Das Jahr 2019 war zunächst für Peru von hohen Wirtschaftswachs-tumsraten geprägt. Durch die boomende Weltwirtschaft waren Agrarprodukte und Edelmetalle, die Hauptexportgüter Perus, besonders nachgefragt. Dann kam Anfang Oktober die große politische Krise: Das Parlament in Lima, das nach wie vor von der rechtspopulistischen Fujimori-Partei beherrscht wird, wollte korrupte Verfassungsrichter ernennen, worauf Präsident Martin Vizcarra zurücktrat. Das Parlament wurde aufgelöst und am 26.1.2020 werden Neuwahlen erfolgen. Positiv war, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung sich gegen Korruption und für einen politischen Neubeginn aussprach.

In den Spargel-, Avocado- und Traubenplantagen arbeitet die Landbevölkerung unter schlechten Bedingungen. Erst jüngst hat das peruanische Parlament für die Agrar-Exportproduktion ein Gesetz für 10 Jahre verlängert, das niedrigere Löhne und einen schlechteren Sozialversicherungs-standard für die LandarbeiterIinnen festschreibt. Auch die Ausbeutung der Edelmetallminen in Peru bedeutet oft gesundheitliche und ökologische Schäden und das Aus der Landwirtschaft und Bewaldung in diesen Regionen. Insoweit ist das stets hoch gepriesene Wirtschaftswachstum Perus zu hinterfragen.

Zuckerrohranbau

In diesem politischen Kontext gewinnt auch unsere Projektarbeit eine ganz neue Bedeutung: Das mit Kaffee oder Rohrzucker bebaute Land gehört den Kleinbauernfamilien selbst, der Produkterlös fließt in ihre Taschen und als Kleinunternehmer sind sie autonom in ihrer Arbeit. Dass 10.000 Kleinbauernfamilien in der PIDE-CAFÉ-Region Nordperus trotz der weltwirtschaftlichen globalen Herausforderun-gen, dem Klimawandel und der mangelnder staatlicher Unterstützung von ihren ökologisch erzeugten Qualitätsprodukten leben können, ist ein Riesenerfolg ! Wir freuen uns auch, dass zwischen dem Otto-Hahn-Gymnasium Tuttlingen und der Agrarfachschule in Montero eine immer engere Partnerschaft entsteht und gegenseitige Besuche von Schülern und Lehrern bereits stattfanden.

Projektreise im Jahr 2020

Im Jahr 2020, Mitte August, führt die Initiative Überleben Bad Urach wieder eine Projektreise durch. Mit 14 TeilnehmerInnen aus Weltläden und Projektinitiativen Baden-Württembergs werden wir unsere Projektregion im PIDECAFÉ-Anbaugebiet besuchen. Die Ergebnisse aus unserer 64-monatigen Projektarbeit in Huarmaca und die der Kaffeevermarktung sollen besichtigt und bewertet werden. Immerhin wurden in dieser Zeit 329.300 Euro investiert, auch dank Ihrer großzügigen Spenden. Sicher wird es interessant, zu sehen, was aus diesen 15 verarmten Kaffee-Dörfern geworden ist - wie sich die Lebensqualität und die landwirtschaftliche Produktion verändert haben. Wir wollen aber auch entwickelte Kaffee- und Rohrzucker-Regionen besuchen, um zu erfahren, wie sich die Situation in den Dörfern darstellt, die wir schon seit Jahren nicht mehr in Projekten, sondern nur noch über den fairen Handel unterstützen. Außerdem werden wir uns den Themen Kaffee-und Rohrzucker-Qualität und der weltweiten Vermarktung dieser Produkte widmen. Wir werden die Sortier-und Aufbereitungsanlagen besuchen und mit NORCAFÉ als Erzeuger-und Vermarktungs-Genossenschaft der Kleinbauern reden. Auch die Situation und die Gefährdungen durch geplante Edelmetallminen in der Region werden wir beleuchten. Im Jahr 2020 wird der AK 3. Welt verstärkt das Netzwerk-Bergwerk mit Spenden unterstützen, damit durch die geplanten Metallminen im offenen Tagebau die Landwirtschaft und Einkommensbasis der Kleinbauernfamilien nicht in Gefahr gebracht werden.

Sicherlich werden wir aus den Eindrücken, Erkenntnissen und Ergebnissen dieser Reise heraus auch Ideen und Eckpunkte für die künftige Projektarbeit festlegen.

Projektregion PIDECAFÉ/Progreso

Das große Huarmaca-Projekt, das mit einem Gesamtvolumen von 329.300 Euro mit PIDECAFÉ-Progreso im Jahr 2015 begonnen wurde und das wir zu 25 % mit Ihren Spenden und auch mit Zuschüssen des Bundesentwick-lungsministeriums finanzieren, geht nun definitiv nach drei Projektverlän-gerungen Ende April des Jahres 2020 zu Ende. Für 650 Kleinbauern-Familien wurden die Lebens- und Einkommensbedingungen entscheidend verbessert. Das Ziel bleibt nach wie vor, dass sich eine Familie durch den Verkauf von fair gehandeltem Kaffee und Rohrzucker und den Anbau von Gemüse, Süßkartoffeln, Maniok und Obst in den geförderten Gemüsegärten weitgehend mit den eigenen Produkten ernähren kann.

Da wir vom BMZ aufgefordert wurden, unsere Projekte stärker auf die Vermarktung und Qualität der Produkte auszurichten, was prinzipiell sicher richtig ist, fahren wir seit dem Jahr 2019 zweigleisig:
Von Anfang 2019 bis Ende April 2020 unterstützt uns das BMZ weiterhin mit Zuschüssen für das Vermarktungs- und Qualitätsprojekt. Hierfür konnten wir überraschenderweise nochmals 15.300 Euro an Zuschüssen abru-fen und mussten nur 5.100 Euro an Eigenmitteln (Spenden) aufbringen. Gleichzeitig haben wir weiterhin fünf Dörfer, die noch am Anfang der Zu-sammenarbeit mit PIDECAFÉ/Progreso standen und zwei weitere ganz neue Dörfer - alle im Distrikt Huarmaca - mit einem von uns zu 100% fi-nanzierten Projekt unterstützt. Durch ihre großzügigen Spenden und weitere Unterstützung aus den Weltläden Baden-Württembergs gelang es uns, dieses "Projekt der sieben Dörfer" wie es PIDECAFÉ nannte, mit einem Volumen von 30.000 Euro zu finanzieren.

Zuckerrohranbau

Die Kleinbauernfamilien in diesen Dörfern waren noch nicht im Stande, Qualitäts-Biokaffee oder Rohrzucker (Panela) zu den Bedingungen des fairen Handels zu produzieren. Diese 200 Familien wären dann abgehängt worden und das Ziel, künftig ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften, wäre nicht zu realisieren gewesen. Erst wenn die eigenen Lebens- und Bildungsgrundlagen stark verbessert sind, ist ein so anspruchsvoller Anbau und Verarbeitung sowie Vermarktung von Kaffee und Zuckerrohr möglich. Gemüsegärten, Anbau in Mischkultur, Kleintierzucht, Aufforstung, verbesserte Kochherde, praktische Ernährungsberatung, Bibliotheken, die Ausbil-dung von PromotorInnen, Buchhaltung, Mülltrennung und Kompostierung sind Grundlage für ein erfolgreiches Wirtschaften. Im Jahr 2020 werden wir dieses Projekt fortsetzen, da erfahrungsgemäß drei Jahre notwendig sind, um diese Grundlagen nachhaltig zu implementieren. Dafür werden weitere 30.000 Euro benötigt, die wir aus Spenden aufbringen müssen.

Das Qualitäts- und Vermarktungsprojekt ist fertig finanziert und kann schon Erfolge aufweisen:

Durch biologischen Pflanzenschutz konnten Krankheiten wie Kaffeerost (roya) und Hahnenauge (ojo de gallo) sowie der Kaffeekirschenkäfer (bro-ca) eingedämmt werden. Durch neue Techniken wie Folienzelte konnte zudem das Trocknen der Kaffeebohnen nach der Ernte optimiert werden. Langsam in der Sonne getrockneter Kaffee erreicht eine bessere Verkostungsnote.

Es werden auch Strategien entwickelt, um den Konsum von Kaffee und Panela aus Piura in der Region anzuregen. Dies soll durch ein Marketing ermöglicht werden, in dem die Qualität und die Vorzüge dieser heimischen Produkte dargestellt werden. Bei diesem Projekt sollen 120 PromotorInnen, davon 30 Produzenten von Panela und 90 für Kaffee, die Kosten der Vermarktung und Produktion optimieren und Dokumente zum Produktionsprozess erstellen, sowie eine betriebliche Gewinn-Verlust-Rechnung erarbeiten können. 25 Jugendliche in den Distrikten Montero, Huarmaca und Carmen de la Frontera sind dabei, die Grundlagen der Zubereitung und Verkostung von Kaffee zu erlernen.

Wir möchten, dass sich die Kleinbauernfamilien in einem schwieriger geworden Umfeld auf den regionalen, lokalen und internationalen Märkten auch langfristig behaupten können. Unser Ziel, bei einem Preis von ca. 500 Soles für ein Quintal (46,5 kg) Rohkaffee und 20 vermarkteten Quintales Kaffee ein Monatseinkommen von ca. 300 US-Dollar zu erzielen, ist weitgehend erreicht. Wir streben allerdings durch verbesserten Erträge und Qualitäten ein Monatseinkommen von 500 US-Dollar für die Kleinbauernfamilien an.



Wie Sie sehen, sind die Aufgaben an unseren Projektstandorten auch im nächsten Jahr sehr umfassend. Mit dem fachlichen Einsatz und dem integrierten Beratungsansatz unserer peruanischen Partner und der Vermarktungserfahrung von Norandino vor Ort in Peru, unserem Engagement hier und Ihrer Spendenbereitschaft können wir auch weiterhin nachhaltige Projektarbeit im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe machen.


Bitte unterstützen Sie unsere Projekte auch in diesem Jahr!


Arbeitskreis 3. Welt

Wir wünschen Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit
und ein gutes, friedliches, glückliches, wunderbares Jahr 2o20.