Spendenbrief 2025

Liebe Spenderinnen und Spender

Als erstes möchten wir uns für die Spenden bei der vergangenen Spendenaktion herzlich bedanken, die uns die Arbeit im Kaffeeanbaugebiet in Huarmaca mit PIDECAFÉ-Progreso ermöglichte.

Was die politische Lage und die Menschenrechtssituation betreffen, ist die Situation in Peru ist nach wie vor angespannt. Aber auch der Klimawandel macht sich zunehmend bemerkbar. Fast vier Fünftel der tropischen Gletscher Südamerikas befinden sich in den peruanischen Anden. Davon sind ein Drittel von der Gletscherschmelze betroffen. Große Gletscher der „weißen Kordillere“ haben bereits mehr als drei Fünftel ihrer Ober- fläche verloren. Wie anderswo auf der Welt verschwinden wegen der Erderhitzung die Gletscher auch in Südamerika. Der weitere Temperaturanstieg und im Ergebnis Wassermangel für Mensch, Tier und Landbewirtschaftung sind vorprogrammiert und bereits in Gang. Im Oktober dieses Jahres erfolgte die Amtsenthebung der Präsidentin Dina Boluarte durch das peruanische Parlament mit der Mehrheit von 122 zu 8 Stimmen. Der Vorwurf lautete: „Dauerhafte moralische Unfähigkeit“. Morde und Erpressung von Schutzgeldern durch kriminelle Banden vor allem in der Hauptstadt Lima - verbunden mit großer Unsicherheit in der Bevölkerung - kennzeichneten ihre Amtszeit. Nun ist ein Übergangspräsident, José Jerí, ernannt worden, der das Land bis zu den regulären Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im April 2026 führen soll. Unklar ist noch, welche Parteien oder Wahlbündnisse mit welchen Programmen im krisengebeutelten Peru antreten werden.

Nach wie vor beschäftigt die Kleinbauernfamilien auch die geplante Ausbeutung der Edelmetall-Mine Rio Blanco im PDECAFÉ-Anbaugebiet, die im offenen Tagebau geplant ist. Dieser würde die Gesundheit und die Landwirtschaft der Menschen schwer beeinträchtigen. Eine breite Bewegung in der Bevölkerung lehnt sich gegen dieses Projekt auf. Der Arbeitskreis Eine Welt Tuttlingen unterstützt das Netzwerk-Bergwerk in Piura weiterhin, damit man die ökologische Landwirtschaft und die Gesundheit der dort lebenden Menschen im nordperuanischen Andengebiet im Blick hat.

SPB-001

Der Arbeitskreis Eine Welt unterstützt auch die Arbeit von PIDECAFÉ-Progreso seit vielen Jahren, sowohl durch den Verkauf von Kaffee, Vollrohrzucker (Panela) und Kakaoprodukten der Erzeuger aus der Sierra von Piura als auch durch Finanzierung von Projekten. Seit dem Jahr 2010 konzentriert sich unsere Projektarbeit auf den Distrikt Huarmaca, um dort eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Gemeinsam mit anderen Weltläden wurde seit Mitte des Jahres 2024 bis Mitte 2025 der Betrag von 63.000 € in das Projekt der 14 Dörfer im Distrikt Huarmaca investiert. Wir sind wieder in ein kofinanziertes Projekt mit dem Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) eingestiegen mit eine Dauer von 2 Jahren. Das Projektvolumen beträgt 142.300 € und wir erhalten als Trägerorganisation des Projekts einen Zuschuss von 100.000 € vom BMZ.

SPB-002

Einen Teil der Eigenmittel von 42.300 € haben wir bereits aufgebracht und anteilig eingesetzt. Nun ist es unsere Aufgabe, die Eigenmittel, die bis zum Projektende noch nötig sind, einzuwerben. Es werden derzeit 15 Dörfer mit 497 Kleinbauernfamilien unterstützt. Huarmaca ist ein extrem armer Distrikt, der zudem stark unter dem Klimawandel leidet. Letzterer bewirkt sowohl eine Zunahme der Trockenperioden als auch verlängerte und heftigere Regenzeiten während des El Niño Phänomens. Die Bewohner bauen Subsistenzkulturen für den Eigenbedarf sowie Kaffee und Zuckerrohr zur Vermarktung an. Die Wasserarmut stellt ein großes Problem für die Landwirtschaft dar.





Laufende Projektarbeit

Ernährungssicherung

200 Gemüsegärten wurden angelegt, drei davon als Schulgärten mit Gewinnung von Regenwasser zur Bewässerung. Durch dieses Projekt der ökologischen Produktion von Obst und Gemüse wird die diversifizierte Ernährung der Kleinbauernfamilien deutlich verbessert.

SPB-003

Derzeit werden unter technischer Anleitung von PIDECAFÉ-Progreso 103 verbesserte Kochherde installi ert, damit die Essenszubereitung brennholzsparend und küchenhygienisch optimiert erfolgen kann. Schulungen in der Verarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln werden im ersten Halbjahr 2026 abgehalten. Durch den „cultivo mixto“ in den Kaffeeparzellen werden in Mischkultur weitere Nahrungsmittel für den Eigenbedarf produziert: Kochbananen, Straucherbsen, Avocado, Ananas, Zitrusfrüchte. Gerade die Zitronen- und Orangenbäume, aber auch Waldbäume dienen der Beschattung der empfindlichen Kaffeepflanzen.

Kaffeeanbau und Forst

Bereits abgeschlossen ist die Einrichtung von 15 Pflanzschulen mit der geplanten Produktion von 100.000 Kaffeesträuchern sowie 50.000 Forst- und Obstbäumen. Acht Workshops zur ökologischen Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten haben bereits stattgefunden. Derzeit befinden sich zudem vier hoch gelegene zentrale Wasserreservoire im Bau mit Druckbewässerungsmodulen, die die Bewässerung auch in höher gelegenen Anbaugegenden ermöglichen werden. Durch den Klimawandel wird es dem Kaffee in tieferen Lagen langsam zu „warm“, da er für die Blüte und Fruchtansatz auch kühlere Temperaturen benötigt. Die Anbauflächen „wandern“ daher zunehmend in höhere Lagen mit tieferer Temperatur. Um die Erträge und Einkommen stabil zu erhalten, müssen diese Veränderungen im Anbau trotz erheblichen Aufwands, was den Bau von Bewässerungseinrichtungen und das Anlegen neuer Kaffeeparzellen betrifft, erfolgen. Die Ertragseinbußen weltweit bei der Kaffee-Erzeugung sind aufgrund des Klimawandels und auch mit dem damit verbundenen zunehmenden Auftreten von Schädlingen gewaltig, was auch zu den bekannten höheren Weltmarkt- und Verkaufspreisen führt. 10 Kaffeetrocknungsanlagen sollen ebenfalls noch im kommenden Jahr zur Aufbereitung des Rohkaffees installiert werden. Diese 10 Anlagen werden eingerichtet, um eine rasche Trocknung der Kaffeebohnen ohne Qualitätsverlust und Schimmelbildung bei der oft hohen Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Mit einem durchdachten Agroforstsystem soll Wiederaufforstung von erosionsgefährdeten Hängen durchgeführt und der Austrocknung der Landschaft entgegengewirkt werden.

Schulungen und Fortbildung

Die Projektarbeit beinhaltet auch die Organisation der Produzentinnen und Produzenten in unternehmerisch ausgerichteten Erzeugergruppen, die derzeit im Aufbau sind, um eine gewisse Marktmacht entfalten zu können.

SPB-004

Die beiden angestellten Agrartechniker(innen) Maria und Gary besuchen die Projektdörfer und führen die theoretischen und praktischen Schulungen vor Ort mit den Bauernfamilien durch. Besonderes Augenmerk legen sie auf die Einweisung der Promotorinnen und Promotoren in ihre Aufgaben. Sie koordinieren mit den Bauernfamilien die Schulungen und Exkursionen sowie den Austausch zwischen den Produzentengruppen verschiedener Dörfer. Auch die Einbindung in vorhandene Institutionen wie die Ortsverwaltungen, Landwirtschaftsämter sowie Gesundheitszentren und Schulen sind wichtig, um eine Vernetzung zu realisieren und zusätzliche Unterstützung zu erhalten. Vor allem zum Ende des laufenden Projekts werden Fortbildungsveranstaltungen und Erfahrungsaustausche durchgeführt. Durch Besuche anderer Kaffeeanbaugebiete, die schon länger in Produktion und Vermarktung aktiv sind, werden wichtige Erkenntnisse gewonnen, die dann in den Dörfern von Huarmaca umgesetzt werden können.

Gesamtbetrachtung

Insgesamt können wir feststellen, dass die Erträge aufgrund des im Projektgebiet durchgeführten nachhaltigen Anbaus wesentlich stabiler sind als in anderen Regionen. Aber auch im gesamten PIDECAFÉ-Anbaugebiet sind Einbußen, vor allem bei der Kaffeeproduktion vorhanden, die derzeit durch die hohen Kaffeepreise allerdings aufgefangen werden. Durch die erwähnten Modifizierungen im Anbauverhalten werden die Erträge stabilisiert. Diese Anpassungsmaßnahmen sind allerdings recht aufwendig und erfordern eine konsequente Beratungsarbeit, die wir durch die Unterstützung von PIDECAFÉ-Progreso gewährleisten können. Dass die 497 Kleinbauernfamilien in den 15 Dörfern im Distrikt Huarmaca ein nachhaltiges Familieneinkommen generieren und eine gesicherte Ernährung erhalten, ist die große Aufgabe und das Ziel unserer aktuellen Projektarbeit.

Derzeit wird geprüft, ob das laufende Projekt verlängert werden kann, um die Projektziele sicher zu erreichen. Wir erörtern im Austausch mit unserer Partnerorganisation PIDECAFÉ-Progreso die künftigen Herausforderungen der gemeinsamen Projektarbeit. Wie Sie sehen, sind wir mit dem neuen Projekt, das eine große und anspruchsvolle Aufgabe für alle Beteiligten bedeutet, gut vorangekommen.

Um diese Herausforderunegen bewältigen zu können, möchten wir Sie bitten, unsere Arbeit auch weiterhin durch Ihre Spenden zu unterstützen.



Wir wünschen Ihnen eine ruhige und schöne Advents- und Weihnachtszeit
und ein gutes, gesundes und vor allem friedliches Jahr 2026

Arbeitskreis Eine Welt

Im Namen des Arbeitskreises Eine Welt e.V. Tuttlingen

Spendenbrief 2025 im PDF-Format