Spendenbrief 2021
Liebe Pidecafé-Freundinnen und Freunde,
Peru hat weiterhin mit den wirtschaftlichen und politischen Folgen der Pandemie zu kämpfen, glücklicherweise bei derzeit sehr niedrigen Inzidenzen um den Wert von 20 auf 100.000 Einwohner. Andererseits haben über 200.000 PeruanerInnen die Covid-Erkrankung nicht überlebt, über 9% der Erkrankten sind gestorben, was eine der höchsten Todesraten weltweit bedeutet und die höchste in Lateinamerika.
Es ist schade, dass wir die Projektreise auch im Jahr 2021 nicht durchführen konnten und es ist auch für 2022 zu unsicher, da die Zahlen bei der Corona-Pandemie auch jederzeit wieder explodieren können, wie man bei uns derzeit sieht, so dass wir eventuell für das Jahr 2023 wieder planen können.
Eine andere heikle politische Situation hat sich beim 2. Wahlgang der Präsidentschaftswahlen
in Peru am 6.6. 2021 ergeben: Mit einem Unterschied von nur 0,26 % hat überraschend
der linksgerichtete Pedro Castillo aus dem ländlichen und andinen Cajamarca die
Stichwahl mit 50,12 % gegen die rechtsgerichtete, in Korruptionsprozesse verwickelte
Keiko Fujimori gewonnen.
Das Problem ist, dass seine Partei „Peru Libre“ über keinerlei Regierungserfahrung verfügt
und eine politische Neugründung darstellt. Die Partei hat nur 37 von 130 Sitzen im
Kongress, die rechtsgerichteten und liberalen Parteien haben die absolute Mehrheit. Erklärtes
Ziel der Regierung ist es, durch neue Vermarktungs- und Steuerreformen die
Reichtümer aus den Erlösen für Minen- und Agrarprodukte im Land zu belassen. Nach
teilweiser, anfänglicher Kapitalflucht hat sich die Lage nun wieder etwas beruhigt.
Nach einem Wechsel in der politischen Führung ist nun mit der Premierministerin Mirtha
Vasquez eine Pragmatikerin am Ruder, die der Frauen- und Umweltbewegung angehört.
Netzwerk-Bergwerk
Das Netzwerk-Bergwerk, eine NRO (Nichtregierungsorganisation) in Piura, die sich gegen die Ausbeutung von Edelmetall-Minen im offenen Tagebau in Nordperu wendet, unterstützte der Arbeitskreis 3. Welt mit 10.000 € im Jahr 2021, teilweise auch aus den Überschüssen des Weltladens. Damit soll der Zerstörung der ökologischen Landwirtschaft im Pidecafé-Anbaugebiet, wo solche Minen geplant sind, durch Kampagnen, Informationsveranstaltungen und Demonstrationen sowie Gerichtsverfahren entgegengewirkt werden. Der Arbeitskreis 3. Welt Tuttlingen engagiert sich als hauptverantwortlicher Projektträger für dieses Thema, das den Erhalt der Umwelt, der Trinkwasserversorgung, der Gesundheit und der landwirtschaftlichen Ressourcen zum Ziel hat.
Gerade angesichts der Rohstoffknappheit auf den Weltmärkten versuchen Großkonzerne aus aller Welt diese Edelmetallvorkommen ohne große Vorkehrungen für Gesundheits- und Umweltschutz auszubeuten, zumal die armen Länder auf die Devisen dringend angewiesen sind. Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, auch vor- und nachgelagerte, werden so zunehmend gefährdet und vernichtet
Pidecafé-PROGRESO
Unsere Partnerorganisation Pidecafé-PROGRESO arbeitet seit Juli 2020 wieder vor Ort in den Kaffeedörfern und führt dort Beratungen und Workshops mit den Kleinbauernfamilien durch.
Nachdem wir in den Jahren 2019 und 2020 kleinere Überbrückungs-Projekte in den Kaffeedörfern im Distrikt Huarmaca finanziert hatten, damit die Projektarbeit mit den Dorfbewohnern fortgesetzt wird, haben wir nun seit September 2020 wieder ein auf über drei Jahre bis Ende 2023 konzipiertes „Projekt der 14 Dörfer“ im Distrikt Huarmaca mit der NRO Pidecafé-PROGRESO auf den Weg gebracht. PROGRESO hat uns ein Projektvo-lumen von über 192.000 USD für diesen Zeitraum vorgelegt.
Der Arbeitskreis 3. Welt Tuttlingen und der Weltladen unterstützen das Projekt, das aber komplett durch Eigenfinanzierung, mit Spenden und Beiträgen aus anderen Weltläden und Solidaritätsgruppen geschultert werden muss. 60.000 USD davon sind bereits finan-ziert und nach Peru überwiesen.
Das Groß-Projekt mit 328.300 € Gesamtvolumen, das von 2015 bis 2020 stattfand, wurde gefördert vom BMZ.
Es wird derzeit mit dem Verwendungsnachweis abgerechnet und dürfte mit einer finanziellen Punktlandung
abschließen. Da-bei ging es in den letzten beiden Projektjahren vor allem um die Themen Kaffeequalität und
Kaffeevermarktung.
Immer wieder muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass 10.500 Kaffeebauernfamilien in Nordperu ihre Kaffee-
und auch Rohrzuckerernte über die Genossenschaft NO-RANDINO in Piura vermarkten und zwischenzeitlich ganz gut
von Ihrer Arbeit und Produktion leben können.
So wurden im letzten Jahr 5.180 Tonnen Rohkaffee vermarktet, davon 1.116 Tonnen nach Deutschland zu drei verschiedenen Marktpartnern.
Darunter auch die GEPA mit 255 Tonnen, wovon ja die meisten Weltläden in Baden-Württemberg ihren fair gehandelten Pide-Kaffee beziehen.
Ebenso konnten 2013 Tonnen aufbereiteter Rohrzucker von einer Gesamternte von 3272 über den
fairen Handel abgesetzt werden. Der Rest wurde über den Inlandmarkt verkauft. Beim Zucker gehen nur kleine
Mengen nach Deutschland (2,5%), Hauptabnehmer sind Fairhandels-Organisationen aus Italien und Frankreich.
Die faire Kakao-Vermarktung befindet sich ebenfalls im Aufbau und funktioniert zunehmend besser.
So entsteht auch eine Risikostreuung durch die Vielfalt der Produkte.
Es bleibt eine Herausforderung, dass trotz der Corona-Krise und der vielfältigen politischen Krisen
in Peru der PIDE-Kaffee, aber auch Rohrzucker und Kakao über den fairen Handel erfolgreich vermarktet werden.
Neues Projekt in Huarmaca
Für die Familien in 14 kleineren Kaffeedörfern im Distrikt Huarmaca möchten wir im Jahr 2022 weitere Projektfortschritte realisieren. Dafür ist ein Budget von 72.730 USD eingeplant, was derzeit etwa 63.200 € bedeutet. Der Arbeitskreis 3. Welt möchte zu diesem Projekt, das auch andere Solidaritätsgruppen mitfinanzieren, einen Beitrag leisten. Im Fokus stehen im Jahr 2022 neben der Schaffung von 50 verbesserten Kochherden v.a. pflanzenbauliche Themen.
Hier unterstützen wir in den kommenden drei Jahren, also bis Ende 2023, die Grundlagen-Projekte, die mit intensivierter Projektarbeit die Lebensbedingungen der 347 Kleinbauern-Familien verbessern sollen, die von Armut besonders stark betroffen sind. Zur Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln soll für jede Familie ein Gemüsegarten angelegt werden. Diese Bio-Gemüsegärten müssen nachhaltig betrieben werden, da durch Schädlingsbefall und fehlende Niederschläge auch Rückschläge bei der Bewirtschaftung gemeistert werden müssen. Ziel ist es, bei guten Ernten über die Eigenversorgung hinaus, einen Teil des Gemüses auf den lokalen Märkten verkaufen zu können. Auch auf die Verwertung der eigenen Produkte, die den Speisezettel im Hinblick auf eine ausgewogene Ernährung bereichern, legt PROGRESO mit Kochkursen ein Augenmerk, da die althergebrachten Ernährungsgewohnheiten immer noch auf Mais, Reis und Bohnen basieren.
In diesem Zusammenhang sollen auch 30 agrarökologische PromotorInnen aus den Dörfern heraus ausgebildet werden. Wir sind froh, dass Maria Villegas von Pidecafé-PROGRESO, die seit dem Jahr 2012 als bewährte Agrartechnikerin in Huarmaca arbeitet, dieses Projekt maßgeblich betreuen wird, in dem Frauen eine herausragende Rolle spielen. Es soll bei diesem Projekt auch um die Aufbereitung und Vermarktung zu guten Bedingungen gehen und um den nachhaltigen ökologischen Kaffee- und Zuckerrohranbau. Im Jahr 2022 sollen einfache Beregnungsanlagen zur wassersparenden Bewässerung im Kaffeeanbau installiert werden. Allein hierfür ist ein Betrag von 9.000 USD vorgesehen. Ebenso soll eine Anlage zur Gewinnung von Panela, dem Rohrzucker aus der Region, aufgebaut werden, wo die Kleinbauernfamilien ihre Zuckerrohrernte anliefern können und dann dafür von NORANDINO faire Preise für ihre Ernteprodukte erhalten.
Für den Arbeitskreis 3. Welt Tuttlingen, aber auch für Pidecafé-PROGRESO ist es von großer Bedeutung, dass laufend auch neue Mitgliedsbetriebe am fairen Handel über die Genossenschaft NORANDINO partizipieren können, damit es perspektivisch möglich wird, dass die Kleinbauernfamilien von der Hilfe von außen unabhängiger werden. Durch den weltweit wachsenden Fairtrade-Markt kann diese Aussicht auf ein menschenwürdiges Familieneinkommen- eine Erwartungshaltung, die die KleinbäuerInnen stark antreibt – eingelöst werden.
Wir möchten Ihnen nun ganz herzlich für Ihre Spenden
bedanken, die es uns in den letzten Jahren ermöglicht
haben, die verschiedenen Projekte in Nordperu zu verwirklichen.
Bitte unterstützen Sie unsere Projekte auch in diesem Jahr!
Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und
ein gutes, friedliches und vor allem gesundes Jahr 2o22